„Athletica Vaticana“ bei der Rad-WM

Für geschwisterlichen Sport

An der RadWeltmeisterschaft im schottischen Glasgow haben sich Anfang des Monats auch Sportler der „Athletica Vaticana“ beteiligt. Der Sportverband des Kirchenstaats tritt bislang in vier Disziplinen bei Wettkämpfen an: Neben den Radfahrern gibt es eine Laufmannschaft, ein Cricket- sowie ein Taekwondo-Team.

Dabei sollen die Mitglieder der Mannschaften bei Wettkämpfen nicht unbedingt an einen Sieg denken, sondern die „Werte von Solidarität“ vermitteln, heißt es im Statut des Sportverbandes. Das vatikanische Radsport-Team nahm mit der WM zum zweiten Mal an einem internationalen Wettbewerb teil. 

In Glasgow ging der aus den Niederlanden stammende Profi-Rennfahrer Rien Schuurhuis für den Vatikan-Verband beim über 200 Kilometer langen Straßenrennen an den Start. Im ersten Drittel zeigte er sich in der Spitzengruppe und hängte etliche Fahrrad-Stars ab. Sein gelb-weißes Trikot mit dem Wappen des Kirchenstaats sahen Sportbegeisterte in aller Welt auf den Bildschirmen. Zwar gab der Niederländer das Rennen vorzeitig auf, doch war er im Anschluss einer der am häufigsten interviewten Sportler. Womit ein Ziel von Athletica Vaticana schon erreicht war: die eigene Botschaft zu vermitteln. 

Es geht nicht um Medaillen

Verbandspräsident Giampaolo Mattei sagt, es gehe nicht um Medaillen. Auch wenn jedes Mitglied des Verbands versuche, sportlich sein Bestes zu geben. Ziel sei es, im Namen von Papst Franziskus für die „Werte der Geschwisterlichkeit“ einzustehen. Mattei erklärt, der Papst habe ihnen „bei einer Audienz gesagt, wir sollten sogar so weit gehen, dass wir die Medaillen nicht annehmen, sondern diese an den Nächstplatzierten weiterreichen“. 

Bisher kam das einmal vor, im vorigen Jahr bei einem Marathonlauf in Malta. Doch die Regel ist lediglich eine „päpstliche Empfehlung“. Die erste Podiumsplatzierung für Athletica Vaticana erreichte ebenfalls ein Marathonläufer: In Messina gewann im Januar 2019 Don Vincenzo Puccio, ein Priester aus Sizilien, die Silbermedaille. 

Vor allem geht es den Vatikan-Athleten bei Wettkämpfen darum, anderen Sportlern zu helfen. So unterstützten die beiden Radfahrer im gelb-weißen Trikot, Marcus Bergmann und Rino Alberto Bellapadrona, beim „Gran Fondo“ genannten Rennen der WM in Glasgow, an dem auch Amateur-Fahrerinnen und -Fahrer teilnahmen, eine afghanische Sportlerin. Diese war für das „Refugee Cycling Team“ angetreten, eine Mannschaft des Radsportweltverbands, der Flüchtlinge angehören. Als die junge Frau nicht mehr weiter konnte, beschlossen die Vatikan-Sportler, ihr zu helfen, berichtete Bergmann später.

Athleten sind Angestellte

Der Österreicher ist als Botschafter seines Landes am Heiligen Stuhl tätig, der Italiener Bellapadrona ist der Sohn eines Vatikan-Angestellten. Denn ein Bezug zum Vatikan ist eine wichtige Bedingung, um im Trikot des Kirchenstaats Sport zu machen. Die Vatikan-Sportler sind selbst Angestellte des Heiligen Stuhls oder deren Angehörige. Oder sie sind dort als Diplomaten tätig. Der Niederländer Schuurhuis etwa ist mit der australischen Botschafterin beim Heiligen Stuhl verheiratet.

Auch gehört es bei Athletica Vaticana inzwischen zur Tradition, Sportgeräte oder Trikots zu versteigern, um für einen guten Zweck Geld zu sammeln. Das Fahrrad, das Schuurhuis in Glasgow fuhr und einen Wert von über 17 000 Euro besitzt, wird demnächst versteigert. Das Sportlerteam hatte es von einem italienischer Hersteller als Geschenk erhalten. Der Erlös soll an das Dispensario Santa Marta gehen, ein Hilfszentrum im Vatikan, das sich um arme und bedürftige Kinder aus Rom kümmert. 

Auch der Papst begeistert sich für den Radsport. Er empfing die Gruppe nach deren Rückkehr aus Schottland und signierte das Fahrrad des Niederländers. Franziskus erzählte, dass er früher gerne Radrennen verfolgte. Auch erinnere er sich an die berühmten italienischen Radfahrer der Nachkriegszeit.

Mario Galgano

22.08.2023 - Papst Franziskus , Sport , Vatikan